Netzwerk: Netzwerk-Kamera

Der Begriff „Netzwerk-Kamera“ ist unglaublich dehnbar. Es gibt viele verschiedene Produkte, die sich darunter einfinden. Zum Beispiel gibt es intelligente Netzwerk-Kameras, die zahlreiche Funktionen mitbringen, unter denen der Anwender wählen darf. Ebenso gibt es aber auch dumme Netzwerk-Kameras, die eine separate Zentrale benötigen, ohne die sie nicht funktionieren können. Es gibt die unabhängigen Netzwerk-Kameras, die man direkt ansteuern kann und die keine spezielles Bedienungs-Programm benötigen. Und dann gibt es die abhängigen Netzwerk-Kameras, die sich nur über die Webseite des Herstellers bedienen lassen, wofür man sich dann auch noch beim Hersteller registrieren lassen muss und wofür man manchmal sogar monatliche Gebühren zu entrichten hat, sofern man zusätliche Funktionen nutzen will. Es gibt die weltweit-erreichbaren Netzwerk-Kameras, die sich dem Internet gegenüber öffnen und zwar in beide Richtungen, indem sie dank Lautsprecher und Mikrofon auch eine aktustische Kommunikation ermöglichen. Und natürlich wären da noch die verschlossenen Netzwerk-Kameras, die nur innerhalb der eigenen vier Wände funktionieren wollen.

Tatsächlich gibt es noch mehr Funktionen, deren Anwesenheit oder Abwesenheit ein weites Spektrum an weiteren unterschiedlichen Netzwerk-Kameras definiert. Und selbstverständlich gibt es auch jeden erdenklichen Mix, Zwischenlösungen mit Teil-Funktionen. Als ob dies nicht genug wäre, gibt es dann auch noch die technische Ausstattung, die beim Kauf ebenso berücksichtigt werden muss. Wie zum Beispiel der Betrachtungswinkel, die Lichtempfindlichkeit, die Auflösung und so weiter.

Mit diesem Warnhinweis wollen wir Sie nicht erschlagen. Vielmehr wollen wir klar machen, wie komplex dieses unscheinbare Thema sein kann und dass ein Spontankauf keinesfalls ratsam ist. Hier lassen sich auch kaum pauschale Hinweise geben, die einen Großteil der Produkte aussieben. Viel eher ist es so, dass jeder dieser zahlreichen Sonderfälle seine Existenzberechtigung besitzt und für ein bestimmtes Einsatzgebiet geschaffen wurde. Deswegen ist kaum eine wie die andere.

Das Ganze hat auch sein Gutes. Sollten Sie einen Fehlkauf getätigt und eine Netzwerk-Kamera erwischt haben, mit der Sie unzufrieden sind, dann müssen Sie sich nicht damit abfinden. Denn dank dieser unglaublichen Fülle an unterschiedlichen Netzwerk-Kameras, stehen die Chancen sehr gut, dass die Netzwerk-Kamera, die Sie sich wünschen, zumindest existiert. Und dass die Suche danach nicht aussichtslos ist.

Im Folgenden finden Sie nun eine Auflistung und Erläuterung der wichtigsten Funktions Merkmale sowie der Ausstattungs Merkmale. Das soll Ihnen helfen, sich in dieser Produktsparte zurecht zu finden.

Merkmal
Erläuterung
Auflösung
Die Qualität einer Kamera wird unter anderem an der Höhe ihrer Auflösung gemessen. Denn je höher die Auflösung, desto detailreicher das Bild. Da aber der Einsatz einer hohen Auflösung mehr Rechenleistung und Speicher benötigt, kann es durchaus sein, dass ein Hersteller (aus Kostengründen) zwar mit der hohen Auflösung des Bildsensors wirbt, in der Praxis diese hohe Auflösung aber garnicht zu nutzen weiß. Manchmal ist eine hohe Auflösung auch nur für eine bestimmte Funktion vorgesehen. Zum Beispiel für das Fotografieren. Wogegen dann bei der kontinuierlichen Video-Aufnahme andere, oftmals geringere Auflösungen, zum Einsatz kommen. Davon sollte man sich nicht beirren lassen. Denn hohe Auflösungen sind auch ein Indiz von Aktualität. Daher sind in der Regel höherauflösende Netzwerk-Kameras empfehlenswerter, selbst wenn ihr Potential nicht voll ausgeschöpft wird.
FPS
Die FPS (Frames per Second bzw. Bilder pro Sekunde) beschreibt die Anzahl der Bilder, die pro Sekunde aufgenommen werden. Um eine fließende Darstellung zu ermöglichen, sind bei der Video-Überwachung mindestens 30 Bilder pro Sekunde empfehlenswert. Doch die fließende Darstellung geht oft zu Lasten der Bildqualität. Denn wenn die Anzahl der Bilder steigt, wogegen die Lichtmenge gleich bleibt, wird mit höherer FPS jedes einzelne Bild kürzer belichtet. Sollte die Bildqualität nicht mehr ausreichend sein, was gerade bei dunklen Szenen schnell passieren kann, kann man sich behelfen, indem man gegensteuert und die FPS senkt. Auf diese Weise wird die Darstellung wieder klarer und kontrastreicher, jedoch auf Kosten der flüssigen Darstellung. Achten Sie daher beim Kauf auf Kameras mit hohen und mit variabel einstellbaren FPS. So besitzen Sie einen gewissen Spielraum und können den für Sie optimalen Kompromiss wählen. Die Höhe der FPS ist dabei nur im Bezug zu einer Auflösung aussagekräftig. Doch bedauerlicherweise ignorieren viele Hersteller diesen Umstand und werben mit der maximalen Auflösung und der maximalen FPS. Zum Beispiel 1280×720 und 30 fps. Doch in der Praxis kann dann die Kamera vielleicht nur 1280×720 mit 10 fps realisieren und 800×480 mit 30 fps. Falls dies für Sie besonders wichtig ist, dann hinterfragen sie diesen Punkt. Viele qualitative Hersteller geben dann zumindest auf dem zweiten Blick genauere Informationen zu diesem Thema.
Lux
Wenn Netzwerk-Kameras zur Überwachung eingesetzt werden, dann geschieht dies oft auch in dunklen Umgebungen. Entsprechend müssen sie sehr Lichtempfindlich sein, um noch eine kontrastreiche Darstellung zu liefern. Ausgedrückt wird die Lichtempfindlichkeit in Lux. Je niedriger der Wert, desto kontrastreicher die Aufnahmen bei wenig Licht. Dabei finden sich auch Kameras die mit 0 Lux werben. Natürlich ist damit nicht gemeint, dass sie ohne Licht auskommen, sondern nur ohne sichtbares Umgebungslicht. Anders als der Mensch, können Kamerasensoren Licht auch im Infrarotbereich registrieren. Sogenannte 0 Lux Kameras sind daher mit kleinen Infrarot-Lämpchen ausgestattet, um die Szene zu beleuchten. Dazu bedarf es keines besonderen Bildsensors, denn jeder typische Kamerasensor ist in der Lage auf infrarotes Licht zu reagieren. Nur das vorhandensein dieser Infrarotlämpchen, machen daher eine Netzwerk-Kamera zu einer 0 Lux Kamera. Über die tatsächliche Lichtempfindlichkeit des Bildsensors, sagt dieser Wert bedauerlicherweise garnichts aus. Viele Hersteller haben deshalb schon sehr früh reagiert und trennen diese Äpfel und Birnen voneinander. Wenn dann von tatsächlicher Lichtempfindlichkeit die Rede ist, dann spricht man von Lux in Farbe. Ist dagegen der Marketing-Begriff 0 Lux gemeint, dann spricht man von Lux mit Infrarotlicht oder Lux mit IR. Falls Sie sich für eine 0 Lux Kamera interessieren, weil Sie Aufnahmen in der Dunkelheit machen wollen, dann bedenken Sie, dass die Infrarotlämpchen an der Kamera oft zu schwach sind, um eine brauchbare Aufnahme zu ermöglichen. Für den professionellen Einsatz, empfiehlt es sich daher zusätzliche Infrarot-Lampen und Strahler anzubringen, mit denen man einen Bereich (für das menschliche Auge unsichtbar) ausleuchten kann. Auf diese Weise verfügen dann die Kameras über genügend Licht, um brauchbare Aufnahmen zu liefern.
Wärmebild
Das Preisspektrum von Wärmebild-Überwachungskameras liegt im 4- bis 5-stelligen Euro-Bereich. Damit ist schnell klar, dass Wärmebild-Überwachungskameras sich ausschließlich auf den professionellen Bereich konzentrieren. Ihr Bildsensor reagiert auf die Intensität der Wärmeabstrahlung. Dadurch sind sie nicht nur in der Lage gut getarnte Personen zu erkennen, sondern können auch unter widrigen Bedingungen eine Erkennung ermöglichen. Zum Beispiel bei starkem Gegenlicht oder innerhalb einer dichten Rauchwolke. Anders als bei regulären Kameras, arbeiten Wärmebildkameras mit deutlich niedrigeren Auflösungen. Wundern Sie sich also nicht, wenn diese einem direkten Vergleich mit normalen Netzwerk-Kameras nicht standhalten und oft auch kein scharfes Bild bieten können. Ihre Aufgabe gilt viel mehr dem Aufspüren, als dem Identifizieren.
PIR-Sensor
Um Speicherplatz zu sparen, arbeiten viele Kameras nicht mit einer kontinuierlichen Aufzeichnung, sondern beginnen diese erst bei Bedarf. Die Kamera fungiert dann praktisch als Bewegungsmelder. Dabei läuft die Kamera permanent und analysiert die Bilder (vorherige und nachfolgende). Stellt sie eine Veränderung fest, beginnt sie mit der Aufzeichnung oder sendet einen Alarm. Diese Form der Bewegungs- und Ereigniserkennung ist aber oft sehr fehlerbehaftet und neigt zu Fehlalarmen. Zum Beispiel: wenn Wolken vorbeiziehen, wenn der Wind Bäume und Gebüsche bewegt, bei Regen und Schnee. All dies führt bei normaler Bewegungs- und Ereigniserkennung zu einem ungewollten und überflüssigen Alarm. In den meisten Fällen will man auf einen unbefugten Zutritt hingewiesen werden. Und genau dabei hilft der sogenannte PIR-Sensor. Der PIR-Sensor reagiert auf Wärmeabstrahlung. Ähnlich wie die Wärmebild-Funktion, nur das der PIR-Sensor keine Bildgebung besitzt. Er kann nur ganz allgemein realisieren, ob sich in der Wärmeabstrahlung der Szene was verändert hat. Das allein genügt aber meist schon, um diverse Fehlalarme auszuschließen und speziell die Personenerkennung zu verbessern.
Sichtwinkel
Die Brennweite einer Netzwerk-Kamera lässt sich nicht direkt mit der Brennweite einer regulären Digitalkamera oder mit der Brennweite einer anderen Netzwerk-Kamera vergleichen. Damit man dennoch weiß, woran man ist, geben die Hersteller einen Sichtwinkel an (horizontal und vertikal). Dieser wird in Grad angegeben und ist viel aussagekräftiger, da er viel eher einen guten Vergleich zwischen den unterschiedlichen Produkten ermöglicht. Der Sichtwinkel sollte dabei passend gewählt werden, um brauchbare Ergebnisse zu liefern. Ein kleiner Sichtwinkel konzentriert sich auf einen kleinen Bereich, während ein größerer Sichtwinkel großflächige Darstellungen erfasst. Beides hat seine Vor- und Nachteile und sollte Situationsbedingt eingesetzt werden. So kann man eine Kamera mit kleinem Sichtwinkel zur Überwachung eines langen Ganges einsetzen. Der enge Sichtwinkel sorgt dafür, dass die gesamte Auflösung sich auf den gewünschten Bereich konzentriert. Dagegen kann eine Kamera mit weitem Sichtwinkel eine größere Fläche oder auch kleine Räume vollständig abdecken. Da sich die Auflösung auf einen viel größeren Bereich verteilt, sieht man zwar mehr, aber mit geringerem Detail. Wer einen flexiblen Sichtwinkel benötigt, bzw. hin und her wechseln möchte, verwendet hier einfach eine Kamera mit optischem Zoom. Sie sind zwar teurer, lassen sich aber flexibel auf einen gewünschten Sichtwinkel (eng oder weit) einstellen. Da der Trend bei neueren Kameras mehr und mehr zu einem weiten Sichtwinkel geht, lassen sich enge Sichtwinkel oft nur noch mit zoomfähigen Kameras realisieren.
Zoom
Beim Zoom unterscheidet man zwischen dem digitalen Zoom und dem optischen Zoom. Der digitale Zoom vergrößert nur Ausschnitte des aufgenommen Bildes, jedoch liefert er keine zusätzlichen Bild-Informationen. Sobald die Grenzen der Auflösung erreicht sind, wirkt der vergrößerte Bereich mit zunehmender Vergrößerung gröber. Anders verhält es sich beim optischen Zoom. Da er mittels vorgeschaltetem Objektiv arbeitet, vergrößert er tatsächlich die Szene und liefert zusätzliche Bild-Informationen und Details. Kameras mit optischem Zoom sind deutlich teurer, da sie bewegliche Teile und eine Steuerung beinhalten. Aber auch, weil sie in der Regel Funktionen zum drehen und neigen der Kamera besitzen (weitere bewegliche Teile inkl. Technik zur Steuerung).
Tarnung
Während große sichtbar positionierte Kameras oftmals auch der Abschreckung dienen, gibt es Bereiche, wo man die Anwesenheit einer Kamera lieber verbergen möchte. Hierfür bieten sich fertige Modelle an, die bereits vom Hersteller in ein Gehäuse eines anderen Geräts versteckt werden. Zum Beispiel in das Gehäuse eines angeblichen Rauchmelders. In der Natur setzt man dagegen Wild-Kameras ein, die mit Tarnfarben ihre Anwesenheit in der Natur verbergen.
Audio
Moderne-Kameras bieten mittlerweile auch ein integriertes Mikrofon, um zum Video auch einen Ton bereit zu stellen. In der Regel werden solche Kameras auch gleich mit einem Lautsprechern versehen oder der Möglichkeit einen Lautsprecher anzuschließen. So dass sogar eine Kommunikation möglich ist. Auf diese Weise eignen sich solche Kameras auch als Gegensprech-Anlage.
ONVIF
Bei ONVIF handelt es sich um ein Standardisierungs-Gremium, dass einen offenen Standard für Überwachungskameras vorantreibt. Ziel ist es, eine herstellerübergreifende Kompatibilität zu realisieren. So das beispielsweise eine Überwachungskamera von Hersteller A mit der Aufzeichnungsplattform von Hersteller B funktioniert. ONVIF gibt es erst seit 2008. Doch mittlerweile orientieren sich (mit steigender Tendenz) über 50% aller erhältlichen Überwachungskameras an diesem Standard (Stand 2019).

Bei der Wahl einer Netzwerk- oder Überwachungs-Kamera sollte man sich vom verwendeten Aufzeichnungs-Gerät leiten lassen. So bieten viele moderne NAS-Systeme eine sogenannte Surveillance-Funktion (Überwachungs-Funktion). Mit ihr lassen sich eine oder mehrere Netzwerk-Kameras, die sich im selben Netzwerk befinden, anzapfen und ihr Video-Stream kontinuierlich aufzeichnen. Statt dann eine Kamera, kann man so gleich alle seine Kameras verwalten, aufzeichnen und betrachten. Die jeweiligen NAS-Systeme arbeiten jedoch nicht mit allen Kamera-Modellen zusammen. Daher sollte man sich beim Hersteller dieser NAS-Systeme erkundigen, welche denn unterstützt werden. In der Regel führen die Hersteller Kompatibilitäts-Listen mit getesteten Kameras, die sie auf ihrer Webseite anbieten.

Unser Kauf-Tipp !
Vermeiden Sie nach Möglichkeit den Einsatz von WLAN-Kameras. Durch das hohe Datenaufkommen, dass durch diese Kamera hervorgerufen wird, kann die WLAN-Verschlüsselung von unbefugten Anwendern leichter geknackt werden. So öffnen Sie Kriminellen nur Tür und Tor in Ihr Netzwerk. Außerdem bieten WLAN-Kameras vor Einbrechern keinen guten Schutz. Denn die WLAN-Verbindung lässt sich sehr leicht aufspüren und durch ein stärkeres Signal unterbrechen. Einen besseren Schutz vor Einbrechern bieten kabel-gebundene Kameras, die auch noch gut versteckt sind. Denn was der Einbrecher nicht findet, kann er nicht so leicht stören.

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